Wehrbeauftragter zur Personalaufstockung: „Ob das ausreicht, muss sich zeigen“

von Daniel Khan

Der Wehrbeauftragte des Bundestags, Hans-Peter Bartels, befürwortet die Pläne von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, bei der Bundeswehr das Personal aufzustocken.

Dass die Bundeswehr nach dem Ende des Kalten Krieges verkleinert worden sei, sei richtig gewesen, so Bartels. Allerdings sei in den letzten Jahren viel zu viel Personal abgebaut worden, ohne vorher durchzurechnen, wie viel Personal benötig werde. Laut Bartels sei die Armee nun viel zu klein für ihre vielen Aufgaben. „Da muss jetzt nachgesteuert werden.“

Der Wehrbeauftragte sieht die geplante Personalaufstockung jedoch nicht zwingend als ausreichend an. Weiterer Personalbedarf sei absehbar.

In einem Interview mit dem Tagesspiegel lobte er die Ministerin von der Leyen: „Es ist gut und richtig, dass die Ministerin reale Problemanalysen ernst nimmt und darauf reagiert. Richtig ist auch, dass nicht nur bei den Soldaten, sondern auch bei den Zivilangestellten aufgestockt werden soll. Denn auch hier gibt es genauso große Engpässe.“

Dabei machte er aber auch deutlich: „Ob die nun genannten Personalzahlen ausreichen, wird sich erst noch zeigen müssen.“ In diesem Jahr werde die Arbeitszeit der Soldaten erstmals gesetzlich begrenzt. Das könne weiteren Personalbedarf nach sich ziehen.

Gefragt nach dem größten Bedarf, antwortete der Wehrbeauftragte:

„Einige Truppenteile sind derzeit extrem unterbesetzt. Beispielsweise die Flugabwehr oder Luftbildauswertung. Hier verfügt die Bundeswehr lediglich über eine einzige Staffel, die mit Afghanistan, der Türkei und demnächst Mali drei Einsätze abdecken muss. Auch die Marine ist teilweise über dem zumutbaren Limit belastet. Das macht deutlich: Durch die Aufstockung wird zunächst einmal die Durchhaltefähigkeit der Truppe verbessert. Hinzu kommen neue Aufgaben, wie etwa die Cyberabwehr. Dafür braucht die Bundeswehr Spezialisten.

Bartels machte auch auf die Probleme bei der Familienfreundlichkeit – insbesondere für Soldatinnen – aufmerksam: 25 Prozent der Bewerber bei der Bundeswehr sind inzwischen Frauen. Das ist positiv. Aber zu wenige entscheiden sich später, Berufssoldat zu werden. Aus Gesprächen weiß ich, dass viele glauben, den Job nicht mit einer Familie vereinbaren zu können. Die Bundeswehr muss also noch familienfreundlicher werden. Denn wir brauchen die Frauen.

 

Das ganze Interview ist zu finden unter: http://www.tagesspiegel.de/politik/wehrbeauftragter-zu-personalaufstockung-bei-der-der-bundeswehr-ob-das-ausreicht-muss-sich-zeigen/13576112.html

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